Kombi 12
07.11.-15.11.
Eröffnung: 07.11. von 18:00-22:00 Uhr
Ausstellung: 08.11.-15.11. 16:00 Uhr-20:00 Uhr
Das Kombi- Projekt versteht sich als Brücke zwischen Kunststudium und Kunstbetrieb und wird in
enger Zusammenarbeit mit Professor*innen zahlreicher Kunsthochschulen realisiert. Bei Kombi 12
werden Arbeiten aus Düsseldorf und Berlin gezeigt, und zusätzlich eine Arbeit aus Hamburg, die
dort gerade in den Deichtorhallen zu sehen war. Im Kunstquartier Bethanien werden diese Beiträge
in einem dialogischen Verhältnis zueinander treten. Die Themen der Arbeiten sind u.a. Identität,
Sexualität, Geschlechterrollen, Machverhältnisse, Statussymbole, Tradition, Gewalt, das fragile
Gleichgewicht zwischen Schutz und Verletzlichkeit, wissenschaftliche Themen wie Ökologie und
Biologie u.a. In der Ausstellung werden drei Rauminstallationen, ein Raum Malerei und mehrere
Räumen mit Objekte, Videos und Zeichnungen aufgebaut sein. Dazu wird es ein umfangreiches
Info-Material geben wie Artist Statements, Texte zu den einzelnen Arbeiten, Kataloge u.a.
Peter Branger

Artist Statements
King-Wei Bai (geb. 1991, Taiwan) Mit seinem Hintergrund in Architektur bringt er räumliches Bewusstsein und einen
Sinn für Bewegung in eine multidisziplinäre Praxis ein, die Fotografie, Installation und interaktive Medien umfasst.
Seine Werke regen den Betrachter zu Dialogen über Identität, Sexualität und die sich wandelnde Dynamik zwischen
Künstler, Kunstwerk und Publikum an. Ausgehend von der Erfahrung, sich aus der Perspektive eines Außenseiters zu
bewegen beispielsweise als Asiate im westlichen Kontext, untersucht er Machtverhältnisse, sich wandelnde Sichtweisen
und das Körperbild.
Madlin Bentlage (geb. 1997, DE) In ihren materialbasierten, bildhauerischen und fotografischen Arbeiten setzt sie sich
kritisch mit normativen Geschlechterrollen und den ihnen eingeschriebenen Statussymbolen auseinander. Der laterale
Raum dient dabei als symbolischer Spielraum, in dem körperliche Einschränkungen und tradierte Zuschreibungen von
Geschlecht sichtbar und verhandelbar werden. Durch den gezielten Einsatz von Skulptur sowie klassisch männlich
konnotierten Materialien eröffnet sie sich Zugang zu Themenfeldern, die historisch als unzugänglich oder unvereinbar
mit weiblicher Perspektive galten. Ein zentrales Moment ihrer Arbeit ist zudem die Auseinandersetzung mit vererbten
Strukturen von Dienstleistung, Kontrolle und Gehorsam – Praktiken, die sowohl als soziale Belastung als auch als
materialisierte Form in ihre Arbeiten eingehen.
Kim-Camille Kreuz (geb. 1999, DE) absolvierte ihren Bachelor in Design und Innovation und studiert derzeit Freie
Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ed Atkins sowie an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris
bei Claude Closky und Dove Allouche. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf und Paris und ist neben ihrer künstlerischen
Praxis auch kuratorisch tätig. In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich mit Spuren, Abdrucken und der
materiellen Präsenz von Dingen. Ihr Interesse gilt indexikalischen Bildern und Objekten, die als Stellvertreter einer
abwesenden Realität fungieren. Sie arbeitet mit gefundenen Materialien, entwickelt daraus serielle Anordnungen und
befragt in ihren Werken Konzepte wie Reproduktion, Surrogat und Fragment. Trotz der durchdachten Gestaltung bleibt
eine spürbare Körperlichkeit erhalten – eine stille Präsenz, die sich in Materialbeziehungen und räumlichen Setzungen
ausdrückt. Immer wieder entstehen Spannungen zwischen Objekt und Leerstelle, zwischen Form und Hülle.
Ronja Greiner (geb. 1996, DE) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, deren Arbeit sich mit wissenschaftlichen Themen,
insbesondere Ökologie und Biologie, befasst. Sie erforscht fotografische Prozesse unter Verwendung lebender
Organismen wie Algen, Pilzen und lebenden Fossilien. Mit Licht als Ausgangspunkt für die Schaffung von
Informationen stellen sich epistemische Fragen, die beispielsweise durch Datensätze dargestellt werden. Häufig
beschäftigt sie sich mit der Landschaft ihrer Heimatregion, der Schwäbischen Alb. Ihre Arbeit ist geprägt von einer
Faszination für das Zusammenspiel von Natur und Technik sowie einer kritischen Auseinandersetzung mit der
Beziehung zwischen Mensch und der Zukunft der Natur.
June Mayer (geb. 2004, DE) setzt sich malerisch mit erlebten Momenten auseinander. Diese Erinnerungen bilden den
Ausgangspunkt für einen vielschichtigen künstlerischen Prozess: Orte aus der Vergangenheit werden physisch erneut
aufgesucht, um sie fotografisch neu zu inszenieren. Freundinnen dienen dabei als Protagonistinnen – ihre Kleidung,
Gestik und Haltung werden bewusst gewählt, um eine bestimmte Atmosphäre zu kreieren .Die Arbeiten bewegen sich
an der Schnittstelle zwischen dokumentarischer Erinnerung und fiktionaler Überhöhung. Durch die malerische
Übersetzung entsteht eine Re-Imaginierung des ursprünglichen Moments, eine Verdichtung, in der Realität und
Imagination verschwimmen. Dabei erhalten alltägliche Szenen eine neue Wichtigkeit, eine emotionale Aufladung, die
über das ursprüngliche Erlebnis hinausweist.
Sara Noubani (geb. 1996, DE) studiert derzeit an der Universität der Künste in Berlin. Sie arbeitet als Performance
Künstlerin, Tänzerin und Musikerin. Aus ihrem polnisch-palästinensischen Familienhintergrund heraus greift sie
konservativ geprägte katholische und muslimische Glauben Strukturen auf und setzt sich mit diesen im Hinblick auf
transgenerationale Traumata auseinander. In ihren performativen und installativen Arbeiten behandelt sie Themen wie
Tradition, Reinheit, (Un)schuld, Ehe, Sexualität, Gewalt und Identität, vor diesem, ihrem biografischem Hintergrund –
mit dem Anspruch eine sozialpolitische Kritik an gesellschaftlichen Strukturen.
Elena Peresvetova (geb. 2001, RU) Strukturierte Arbeiten mit Readymades und Ton nehmen in meinen Installationen
Formen an, die einer rituellen, religiösen Praxis (Litanei) nahe kommen. Die Readymades sind zwar Teile der profanen
Welt, ihre rituelle Handhabung führt aber zu einem meditativer Zustand, der Reflexion und Distanzierung
gleichermaßen ermöglicht. Dadurch entsteht eine kritische Haltung zum Erlebten ein, zu Lebensstrukturen, die mein
Dasein geprägt und beeinflusst haben und es bis heute weiter tun. Ähnlich verhält sich bei der Zeichnung.
Marie Schubert (geb.1995, DE) Für ihr bildhauerisches und zeichnerisches Werk kombiniert Marie Schubert
gefundene Materialien mit selbstgefertigten Elementen, darunter insbesondere filigrane Skulpturen aus Metall. Im
Zusammenspiel aus Zweckentfremdung und Rekontextualisierung erwachsen mehrdeutige, von subtilem Humor
getragene Arbeiten, die tradierte Gewohnheiten, Machtstrukturen und Geschlechterrollen kritisch hinterfragen.
Sophie Schweighart (geb. 1993) studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, dem San Francisco Art
Institute und der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 2025 ihr Diplom bei Gregor Schneider erhielt. Als
Medienkünstlerin beschäftigt sie sich mit psychologischen und philosophischen Fragestellungen, insbesondere an den
Schnittstellen zwischen filmischer und physischer Realität. Ihre Arbeiten sind künstlich geschaffene Szenarien, die
Wahrnehmungsmuster hinterfragen, Reaktionen provozieren und offene Ausgänge ermöglichen. Ziel ist es, erfahrbare
Situationen zu schaffen, die Unsicherheit erzeugen und die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verwischen.
Diese Werke setzen physische Präsenz ebenso voraus wie die räumliche Infrastruktur der Ausstellung. Im Zentrum ihrer
Praxis steht die Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen, Beobachtung und Bildproduktion. Sie untersucht das
Wechselspiel von Beobachten und Beobachtetwerden durch Eingriffe in reale und digitale Räume, oft mittels
mehrschichtiger Strukturen, die diese Dynamiken sichtbar und erfahrbar machen.
Nadine Sengstock (geb. 1995, DE) Meine Malerei erkundet das fragile Gleichgewicht zwischen Schutz und
Verletzlichkeit. Weiche, mehrdeutige Formen spiegeln den Körper als einen Ort wider, der von persönlichen
Erfahrungen und kollektiven Strukturen geprägt ist. Diese Figuren existieren in Zwischenräumen und laden zur
Reflexion über Intimität, Resilienz sowie die Spannung zwischen Verbergen und Offenlegen ein. Die dargestellten
Körper sind zugleich exponiert und geschützt, verweisen auf Heilung als nichtlinearen Prozess und zeigen, wie
persönliche Wunden sozial und kulturell nachhallen. Durch die Sichtbarmachung innerer Zustände trete ich in einen
Dialog über Geschlecht, Macht, Fürsorge und veränderliche Bedingungen von Zugehörigkeit.
Jessica Tille (*1993, DE) studierte Kunst- und Bildgeschichte, Philosophie und Ästhetik in Berlin und Seoul sowie
Freie Kunst an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. Dieses Jahr schloss sie ihr Diplom an der Kunstakademie
Düsseldorf bei Gregor Schneider ab. Ausgehend von der Spannung sprachlicher Begriffe und materieller Realitäten
untersucht Jessica Tille das Potenzial räumlicher Narration und entwickelt in ihrer medienübergreifenden Praxis
Installationen und Situationen, die auf ihren Kontext reagieren. Diese entstehen an den Schnittstellen der Medien und
hinterfragen Zeitlichkeit und Rhythmik technischer und organischer Systeme. Innerhalb der Mechanismen der
Dokumentation, Archivierung und Übersetzung interessiert sie sich dafür, wie Stufen der Realität und Repräsentation
sowie Versionen von Wahrheit und Fiktion auf der Grundlage einer singulären Informationsquelle moduliert werden.
Der Körper wird zum zeitbasierten biografischen Medium, das materielle und immaterielle Spuren trägt.
Renjie Wang (geb. 1998, DE) und mit chinesischen Wurzeln, beschäftigt sich in ihrer Malerei mit der Darstellung von
Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft und ihrer habituellen Räume. Die Motive bewegen sich zwischen den
vertrauten Gesten des Alltäglichen und den Fassaden des gesellschaftlichen Lebens.Vor allem gilt ihre anhaltende
Aufmerksamkeit den Menschen, die sie malt: ihre Blicke, Körperhaltungen sowie ihre psychischen und emotionalen
Stimmungen. Aus diesen verflochtenen Momenten entstehen Bilder, die mehr erzählen als das Sichtbare zunächst
vermuten lässt. Mal subtiler, mal lauter werden Fragen der Zugehörigkeit und Identität in den Raum gestellt, Spuren
autobiografischer Erfahrungen und kollektiver Erinnerungen werden offen gelegt. So entsteht ein vielschichtiges Werk,
das zur Kontemplation einlädt – über die Flüchtigkeit, den Tiefgang menschlicher Beziehungen sowie das gemeinsame
Dasein in unserer gelebten Gegenwart.
Julian Westermann (geb. 1991, DE) In seiner multidisziplinäre Praxis beschäftigt sich Julian Westermann mit
Materialien und Situationen, die sich durch eine Ambivalenz aus Entfremdung und Alltäglichkeit auszeichnen.
Verwoben mit performativen, filmischen und skulpturalen Inszenierungen erkundet er hybride Zustände von Körpern
und Objekten im Spannungsfeld von Natur und Kultur.
Sophia Wilm (geb. 2002, DE) arbeitet mit der Soak-Stain-Technik, bei der verdünnte Farbe in unbehandelte Leinwand
einzieht und sich in Schichten aufbaut. Diese Methode inspiriert von Helen Frankenthaler, benutzt sie, um mit
Transparenzen, Farbtiefen und räumlichen Schichtungen zu arbeiten. In mitten dessen tauchen Figuren auf, die sich in
Bewegung zu befinden scheinen. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Praxis ist die Arbeit mit textilen Techniken, wie dem
Nähen, Stopfen oder Applizieren. Die sichtbaren Nähte machen den Schaffensprozess erfahrbar und heben
handwerkliche Arbeit hervor, die in der Kunstgeschichte oft übersehen und lange nicht als eigenständige künstlerische
Praxis anerkannt wurde. In Ihrer neuen Werkserie lässt sie sich vom Tanz inspirieren– insbesondere von den Arbeiten
der Choreografin Sharon Eyal und versucht die träumerische Atmosphäre, Spannung und starke Sogwirkung
einzufangen. Sie zeigt reliefartige, leicht verzerrte, ausgestopfte Figuren, die aus der Leinwand hervorzutreten scheinen.

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