Studio 1 | Vorschau

\\ EINSAMKEIT DES KONSUMS \\\\\\ THE LONELINESS OF CONSUMPTION \\\\
https://einsamkeit.hotglue.me/

\\ EINSAMKEIT DES KONSUMS \\\\\\ LONELINESS OF CONSUMPTION \\\\
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DE

Berliner Künstler Yulia Ani, Julia Shanaytsa, Pavel Franzusov und Rike Damel haben das Projekt „Einsamkeit des Konsums“ als analytisches, fragmentarisches Porträt der Gegenwart zusammengestellt, um die vertrauten Erfahrungen des Konsums im Umgang mit materiellen Objekten, Ideen und Bildern zu reflektieren. Die Projekte der Künstler konzentrieren sich auf die sinnlichen und oft verdrängten Aspekte der Konsumerfahrung. Jeder Künstler hat eine eigene Stimme, die Empathie, Sympathie und Bedauern hervorruft, während er entweder einen Raum für ein postapokalyptisches Epos entwirft oder den Konsum als Zielscheibe für eine kritische Analyse darstellt. Zusammen bilden diese Blickwinkel Projektionen eines einheitlichen Paradigmas, das sich jedoch nicht auf eine Einheit von privaten Erfahrungen reduzieren lässt. Das Projekt entsteht als Akt, um die persönlichen, sinnlichen Aspekte der Erfahrung des Konsums, die seine Mehrdeutigkeit und seinen transformativen Charakter offenbaren, wieder in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Anstelle einer eindeutigen Kritik schlagen die Künstler vor, die sinnliche Erfahrung zu teilen – die Erfahrung der Verletzlichkeit, der Schwäche des Menschen angesichts der starren Logik von Herstellung und Konsum. Nicht zufällig haben die Künstler diesen besonderen Raum für die Ausstellung gewählt, eine ehemalige Krankenhauskapelle Bethanien, ein Ort der körperlichen und geistigen Heilung.

EN

Berlin-based artists Yulia Ani, Julia Shanaytsa, Pavel Franzusov and Rike Damel have assembled the project „Loneliness of Consumption“ as an analytical fragmented portrait of the present day, in an attempt to reflect on the familiar experiences of consumer contact with material objects, ideas and images. The artists‘ projects focus on the sensual and often omitted aspects of the consumerist experience. Each artist has a unique voice, evoking empathy, sympathy, regret, while either designing a space for a post-apocalyptic Epic or representing consumption as a target for critical analysis. Together, these angles make up projections of a unified paradigm, which, however, cannot be reduced to a unity of private experiences. The project is created as an act of bringing back into public discourse such personal, sensual aspects of the experience of consumption that reveal its ambiguity and transformative nature. Instead of unambiguous criticism, the artists put forward the idea of sharing the sensual experience – the experience of vulnerability, the weakness of the human being in the face of the rigid and programmed logic of manufacture and consumption. Not by chance the artists chose this particular space for the exhibition, formerly a hospital chapel Bethanien, a place of physical and spiritual healing.

Yulia Ani

https://www.yulia-ani.com/

DE

Yulia Ani reflektiert in ihrer Serie von großformatigen Gemälden in halbabstrakter, expressiver Weise die zeitgenössische konsumorientierte Wahrnehmung des männlichen Images als potenzieller Partner. Sie verwendet dafür die Profile der beliebten Dating-Apps, die sie nach ihrer frischen Scheidung heruntergeladen hat.
Ausgehend von einer Reflexion der aktuellen Sichtweise auf Männlichkeit durch das Prisma der Pop-Psychologie und ihrer persönlichen Begegnungen schafft Yulia monsterartige amorphe Porträts. Diese Monster müssen nicht unbedingt Angst einflößen; sie sind vielmehr mit Absurdität und Emotionalität ausgestattet und bleiben dennoch abstoßend. Jedes von ihnen ist das Ergebnis eines Konflikts zwischen romantischen Erwartungen und der Realität, der verborgene Ängste und Frustrationen freigelegt. Die Künstlerin untersucht die Interaktionen in der digitalen Sphäre, wo Illusionen und reale Identitäten aufeinanderprallen. Das katastrophale Bild einer Person ist die Essenz des konsumistischen Paradigmas der Empathie. Die Person als eine Reihe von Eigenschaften, als ein menschliches Objekt, das mit behavioristischen und psychoanalytischen Werkzeugen dekonstruiert wird.

EN
Yulia Ani in her series of large-scale paintings in a semi-abstract, expressive manner, reflects on contemporary consumerist perceptions of male image as a potential partner. She utilizes for this the profiles from the popular dating apps which she downloaded following her recent divorce.

Drawing on a reflection of the current way of looking at masculinity through the prism of pop psychology, and her personal encounters, Yulia creates monster-like amorphous portraits. These monsters do not necessarily inspire fear; rather, they are endowed with ridiculousness and emotionality, yet remain repulsive. Each is a product of a conflict between romantic expectations and actualities, exposing hidden fears and frustrations. The artist scrutinizes the interactions in the digital sphere where illusions and real identities collide. The disastrous image of a person is the essence of the consumerist paradigm of empathy. Person as a set of qualities, as a human object to be deconstructed with behaviorist and psychoanalytic tools.

Julia Shanaytsa

https://www.juliashanaytsa.com/

DE
Julia Shanaytsa Serie von Gemälden mit dem Titel „Drink Me“ sind Handyfotos auf Leinwand gebracht. Die Künstlerin hat diese vielfältigen Reflexionen der Realität zu einer rhythmischen Komposition zusammengestellt, die an eine Fotogalerie in einem Smartphone erinnert. Dies ist die Logik des fehlenden Originals, eines verlorenen Eindrucks, aber gleichzeitig ein Versuch, die Erinnerung an einen Moment zu bewahren.
Durch diese Serie interpretiert die Künstlerin die konsumorientierte Praxis der Selbstdefinition durch Besitz neu. Früher hatten Menschen vielleicht eine besondere Bindung zu Dingen, doch heute zwingt uns das Bedürfnis nach ständiger Erneuerung neue Lebensregeln auf. Menschen sind gezwungen, fast augenblicklich auf etwas zu verzichten, das ein bedeutendes Element ihrer eigenen Identität war. Das Leben scheint auf ein Fließband gestellt zu sein und einer ständigen Reproduktion zu unterliegen.
Jedoch ist nicht alles so eindeutig, denn moderne Menschen haben die Fähigkeit, ihre Erinnerungen zu speichern, Bilder von meditativen Momenten aus der Vergangenheit in ein Kaleidoskop von Reflexionen zu platzieren. Diese Fragmente der Realität sind nicht nur Kopien, sie beanspruchen es zu sein und funktionieren oft als Momentaufnahmen der visuellen Wahrnehmungserfahrung selbst.

EN

Julia Shanaytsa’s series of paintings titled „Drink Me“ are phone pictures brought onto canvas. The artist has assembled these multiple reflections of reality into a rhythmic composition, which reminds us of a photo gallery in a smartphone. This is the logic of the missing original, of a lost impression, but at the same time an attempt to preserve the memory of a moment.

Through this series, the artist reinterprets the consumerist practice of self-definition through possession. Once, perhaps, people had a special attachment to things, but today the need for permanent renewal imposes new life rules on us. People are forced to give up something that was a meaningful element to their own identity almost in an instant. Life seems to be put on a conveyor belt, undergoing permanent reproduction.

However, not everything is so unambiguous, because contemporary people have the ability to store their memories, images of meditative moments from the past, placing them in a kaleidoscope of reflections. These fragments of reality are not only copies, they claim to be and often function as snapshots of the visual experience of perception itself.

Pavel Franzusov

https://franzusov.de/

DE
Pavel Franzusov untersucht die gegenwärtige Konsumerfahrung und konzentriert sich auf die flüchtige Wertigkeit von analogen und digitalen Materialien. Bei seiner archäologischen Untersuchung des Konsums schafft der Künstler Installationen aus gefundenen Objekten, aus dem Abfall einer Gesellschaft der geplanten Obsoleszenz. Diese Objekte, einst Teil des Alltagslebens, zeugen nun still von der Kurzlebigkeit der konsumistischen Zufriedenheit.
Franzusovs Videoinstallationen bringen seine archäologische Perspektive in den digitalen Raum. Die Collagen aus dem endlosen Strom von Bildern, leuchtenden Bildschirmen und ständigem Scrollen symbolisieren die ununterbrochene Suche nach Vergnügen in der digitalen Welt. Hier werden Menschen selbst zu Waren, zu Profilen in Dating-Apps, flüchtig und oberflächlich.
Fransuzovs Werke werfen wichtige Fragen zur Wertigkeit und Bedeutung der Dinge auf, die uns umgeben. Was bleibt, wenn die Neuheit verblasst? Leere Behälter und verlassene Gegenstände erinnern uns daran, wie kurz die konsumierte Zufriedenheit ist und wie lang die Spuren der Einsamkeit und Isolation bestehen bleiben. Sind wir noch fähig, eine echte Verbindung und Interaktion mitten in unserem täglichen Konsum zu leben?

EN
Pavel Franzusov examined the contemporary consumer experience and focused on the fleeting value of analog and digital materials. The artist creates installations from found objects as a part of his archaeological investigation of consumption. These objects, once part of everyday life, now silently testify to the short-lived nature of consumerist satisfaction.
Franzusov’s video installations bring his archaeological perspective into digital space. The collages of the endless stream of images, glowing screens and constant scrolling symbolize the constant search for pleasure in the digital world. Here people themselves become commodities, profiles on dating apps, fleeting and superficial.
Fransuzov’s works raise important questions about the value and meaning of the things that surround us. What remains when the novelty wears off? Empty containers and abandoned objects remind us how short the satisfaction consumed is and how long the traces of loneliness and isolation remain. Are we still capable of experiencing real connection and interaction in the midst of our daily consumption?

Rike Damel

https://www.rikedamel.com/
DE
Rike Damel („Dreamlike“) arbeitet mit dem generativen Potenzial künstlicher Intelligenz und schafft surreale Pseudo-Fotografien, Bilder paralleler Welten, die mit Bildbearbeitungsprogrammen weiterentwickelt wurden.
Für die Ausstellung „Einsamkeit des Konsums“ hat Rike Damel eine Serie von Arbeiten im postapokalyptischen Genre geschaffen. Sie stellt eine Welt dar, die von Menschen verlassen wurde – ausgestorben oder auf einen anderen Planeten umgesiedelt. Die Künstlerin konzentriert sich auf die Artefakte vergangener Leben, die die Vergänglichkeit materieller Konsumobjekte bezeugen. Bekannte Gegenstände werden durch eine erweiterte Optik präsentiert, in der konsumorientierte Narrative und Werte nichts bedeuten, und wo anstelle des Produkts nur das nackte Material übrig bleibt. Die Konnotationen, die damit verbunden sind, können nur Träger aktueller kultureller Codes wiederbeleben.

EN
Rike Damel („Dreamlike“) works with the generative potential of artificial intelligence, creating surrealistic pseudo-photographs, images of parallel worlds refined with the help of photo editors. For the exhibition „Loneliness of Consumption“, Rieke Damel created a series of works in the post-apocalyptic genre. Depicting a world abandoned by humans – extinct or relocated to another planet – the artist focuses on the artifacts of lived lives, which testify to the ephemeral nature of material items. We see familiar objects presented through the prism of expanded optics, in which consumerist narratives and values mean nothing, in which the product has been replaced by bare material. Only the people who carry short-term cultural codes can reconstruct the meanings behind it.